Nach einer zu kurzen Nacht haben wir im hübschen Innenhof des Hotels die erste Geschichtslektion gefrühstückt: Tropische Früchte, Eier, Croissant und Café au lait.
Bei Tag war die Stadt wie ausgewechselt. Vor unserer Tür schob sich ein Stau durch die Gasse, den wir als Fußgänger bequem überholen konnten. Aber auch die Gehwege waren voll von Menschen, die Kisten schleppend, Karren ziehend oder einfach schwer bepackt irgendwo hineilten.
Antananarivo - oder einfach Tana - erstreckt sich über eine Hügellandschaft. Bevor man dort war, könnte man an Rom denken. Danach eher an La Paz. Denn hier wird es nachts ziemlich kalt, und für afrikanische Verhältnisse sieht man eine Mengen Mützen und dicke Jacken. Viele Frauen tragen Hüte. Von guter Höhenluft kann trotz der 1400m ü.d.M. keine Rede sein. Schon nach kurzer Zeit ist uns der Smog auf den Magen geschlagen.
Bei unserer Stadterkundung haben wir quasi sofort die Orientierung verloren. Auf diesen Hügeln ist man nach vier mal links abbiegen auf keinen Fall wieder am Ausgangspunkt. Unterhalb unseres Viertels liegt ein in Form eines Herzens angelegter künstlicher See mit einer goldenen Engelsstatue in der Mitte. Je näher man diesem malerisch anmutenden Ort kommt, desto stärker wird der Kloaken-Gestank und desto abgerissener die Leute, die am Ufer im Müll kampieren. Von dort aus starten Mini-Busse in alle Richtungen in den nächsten Stau.
Uns trieb es wieder die Hügel hinauf, wo es wuseliger und städtischer zuging. Der Kaiserpalast auf dem höchsten Punkt über der Stadt hat uns angezogen. Das Gebäude wirkte wie ein übergroßes Haus. Es ist in den 90ern ausgebrannt. Etwa 10 Jahre später hat man die Restauration aufgegeben und sich mit der Absperrung arrangiert. Wir konnten uns also nur außen darum herum führen lassen. Leider hat der nette Großvater, der uns als Führer zugeteilt wurde, den Ehrgeiz entwickelt uns alles in Deutsch zu erklären. Von den spärlichen Infos, die er im Angebot hatte, sind dadurch nur noch ein paar Jahreszahlen übrig geblieben. Ein abgewetztes Blatt mit Bildern der letzten paar Kaiserinnen konnte unsere Fantasie beflügeln.
Zurück auf dem Nachbarhügel haben wir uns in der eleganten Patisserie Colbert mit Flan und Milchkaffee wieder in eine französische Vergangenheit katapultiert. In dieser schickeren Gegend gibt es einige sehr schöne Häuser, Hotels und Restaurants.
Ein paar Schritte weiter am Place de l'Independence beginnt auch schon wieder die echte Welt. Ein wuseliger Straßenmarkt zieht sich eine lange Treppe hinab und mündet hundert Meter tiefer im Tal in einem unübersichtlichen Marktviertel. Wir sind irgendwo zwischen den ersten Buden verloren gegangen und mussten uns durch eine Straße voller Turnschuh-Fälschungen und zwei Gassen Schreibwaren kämpfen, um wieder zur Hauptachse zu kommen. An deren Kopf thronte der alte Bahnhof im Kolonialstil. Leider fahren dort keine Züge mehr.