Okinawa 2023

02/10/2023 bis 24/10/2023

Okinawa

Seit unserer ersten Reise nach Japan wollten wir unbedingt noch einmal wieder kommen - bei gutem Wetter am liebsten. Obwohl wir fast die gleiche Jahreszeit haben, sind die Inseln Okinawas so weit südlich, dass es noch richtig sommerlich ist. Wir verbinden die lange Anreise mit einem Aufenthalt in Seoul in Südkorea.

06/10/2023

Naha

Direkt nach der Landung wussten wir, dass wir in Japan waren. An der Parkposition des Flugzeugs warteten schon die Kofferpacker in einer Reihe, verbeugten sich vor dem Flugzeug und machten sich an die Arbeit. Auch alles andere am Flughafen war perfekt organisiert, so dass wir nach kurzer Riechkontrolle durch einen Zollhund schon im Monorail in die Stadt saßen.

Naha ist - wie erwartet - sehr trist und hässlich: Beton, Hochbahnen, Konbinis an jeder Ecke (weiter laufen zu müssen wäre auch nicht so convenient). Von unserem neuen und einfachen Hotel Maejima aus mussten wir ein bisschen laufen, um in die Innenstadt zu kommen. Man darf sich Naha nicht als Kleinstadt auf einer entfernten Insel vorstellen. Es ist eine japanische Großstadt (auf einer entfernten Insel, die gar nicht mal klein ist).

Die Hauptmeile im Ort ist die Kokusai-Dori. Dort gibt es eigentlich nur Läden mit Tinnef für Touristen. Okinawa pflegt ein Hawaii-Image. Alles ist mit Hibiskus dekoriert - besonders die dazu passenden „Okinawa-Hemden“. Die meisten Menschen werden japanische Inlandstouristen gewesen sein, aber alle hatten ihren Spaß daran mit Okinawa-Hemden und Orion-T-Shirts (das lokale Bier) klar zu machen, dass sie im Urlaub sind.

Die Kokusai-Dori geht ewig weiter und bietet ununterbrochen Softeis, Souvenirs, Okinawa-Hemden und Orion. Ein Marktviertel mit überdachten Straßen schließt sich an. In der zentralen kleinen Markthalle gibt es die frischesten Fische, die man sich denken kann. Die Auslagen auf Eis gleichen Korallenriffen mit den vielen bunten Fischen. Sogar Kugelfische und Steinfische sind im Angebot. In den angrenzenden Gassen gibt es unzählige kleine Restaurants.

Die Okinawa-Küche bietet zwar viel leckeren Fisch, hat aber auch ein paar problematische Eigenheiten. Die sehr bittere Bittergurke, die gerne überall dazu gemischt wird, geht noch als verfeinernde Zutat durch. Der sauer eingelegte Seetang lässt Essig wie eine Limonade erscheinen (peppt einfachen Reis aber auf). Wirklich übel ist aber die Vorliebe für Spam! (Ja, das Dosenfleisch, das so unbeliebt ist, dass unerwünschte Emails danach benannt wurden). Spam gibt es in Reis-Sandwiches, als Spam-Tempura und mit etwas Pech als blinden Passagier in so gut wie jedem anderen Gericht. Die Erklärung für diese unerwartete lokale Spezialität ist die amerikanische Besatzung nach dem Krieg, die mit Spam die Hearts & Stomachs der Okinawer gewinnen wollten. Absonderlich genug es zu essen, aber auch Spam-T-Shirts sind äußerst beliebt.

07/10/2023

Zamami-jima

Nach einem Spam-freien Frühstück sind wir mit der langsamen Fähre nach Zamami-jima übergesetzt. Die schnelle Fähre hätten wir wohl früher reservieren müssen. In zwei Stunden sind wir zu den Kerama-Inseln herüber getuckert, die etwa 30km vor der Hauptinsel Okinawa-Honto liegen. Sie bestehen aus drei großen Inseln und unzähligen kleinen Inseln, die grün bewachsen aus dem Meer ragen. Dazwischen schimmert das Wasser türkis an den weißen Stränden und Sandbänken.

Der Hafenort von Zamami besteht nur aus ein paar kleinen Straßen. Es gibt ein paar Unterkünfte. Die meisten Restaurants haben nur kurz offen und sind sehr unpraktisch, da oft eine Reservierung nötig ist - wie z.B. das Café bei uns nebenan, das Sandwiches macht… wenn man sie am Vortag vorbestellt. In einer automatischen Übersetzung wurde der Laden als "Fachgeschäft für Sandwiches mit Original-Sandwiches" angepriesen - uns ist sicher etwas entgangen!

Wir sind im Stay holoholo Guesthouse von der netten Wirtin über restlos alles informiert worden, was man über Zamami wissen muss. Da sie kaum Englisch sprach, hat sie dazu ein kleines Übersetzungsgerät verwendet, in das sie gesprochen hat. Der englische Text wurde dann vorgelesen. Wir haben schon mit einigen Menschen hier mal über eine Textübersetzung am Handy kommuniziert, aber noch keiner hat Babel so virtuos überwunden wie sie.

Die beiden touristischen Strände liegen in entgegengesetzten Richtungen jeweils 1,5 km vom Ort entfernt. Wir haben den Nachmittag am Ama Beach verbracht. Der Weg dorthin ist flach und leicht zu Fuß zu machen. Der Strand besteht aus Sand und Korallenbruch, das Wasser war herrlich warm. Es gab kaum Wellengang, gerade genug Bewegung, dass ein angenehmes Geplätscher entsteht. Die nächsten Inseln liegen so nah, dass man mit Flossen herüberschwimmen könnte. Die Lifeguards achteten darauf, dass man auch wirklich nur innerhalb des gekennzeichneten Bereichs schwimmt. Das war etwas nervig, weil der Strand viel größer war und die Korallen alle außerhalb lagen. Wir mussten heimlich hinter den Bojen schnorcheln, wo unter Wasser etwas mehr los war: Viele Riff-Fische, Anemonen und sogar eine große Muräne.

Etwas später kam der vorhergesagte Regen. Bei 29° kann man sich nicht in eine Regenjacke stecken. Wir haben den Guss daher einfach über uns ergehen lassen. Allerdings kam deutlich länger und deutlich mehr herunter als erwartet. Wir waren klitschnass. So hatten wir die wunderbare Gelegenheit die Trockenschleuder von unserem Guesthouse auszuprobieren - eine Art elektrische Salatschleuder für Badesachen und ein perfektes Beispiel für die japanische Freude daran am falschen Ende zu optimieren.

Abends war es nicht ganz einfach etwas zu Essen zu bekommen. Man hätte wohl reservieren sollen. Aber wir hatten noch Glück in einer netten Izakaya Bar nebenan. Der Laden wurde von zwei jungen Männern geschmissen. Mit leckerem Sashimi, gegrilltem Oktopus und natürlich Orion kann man es sich gut gehen lassen.

Die Einheimischen hatten einen für Japan etwas untypischen Stil: Sie scheuen die Sonne nicht, sind braun gebrannt, tragen Surfer-Look mit Strähnchen und langen Haaren. Manche verzichteten sogar auf die Maske im Service, was in Naha leider ein allgegenwärtiges Überbleibsel von Corona zu sein schien.

08/10/2023

Mit viel Glück hatten wir auch ohne Voranmeldung ein Frühstück bekommen - in einem Fachgeschäft für leckere Avocado-Shrimps-Toasts. Danach wurde es aber etwas schwierig: Wir konnten uns keinen Roller mieten. Ich hatte extra eine Übersetzung meines Führerscheins anfertigen lassen, weil der (sogenannte) Internationale Führerschein in Japan nicht gilt. Anhand der Übersetzung konnte der Verleiher dann aber bequem und zweifelsfrei feststellen, dass ich zwar Autos fahren darf, aber eben keine Roller. In Deutschland ist das inklusive, in Japan nicht. Deswegen haben wir uns auf zwei E-Bikes runterhandeln lassen. Die Insel ist äußerst hügelig und vom normalen Fahrrad wurde dringend abgeraten. Diese alten Dinger haben uns „unterstützt“ und man hätte viel lästern können, aber ohne wären wir kaum den ersten Hügel heraufgekommen.

Bevor wir an den beliebten Fukuzamami Beach herunter rollten, wollten wir uns noch ein paar Kurven lang auf der Insel umsehen. Die einzige Straße wurde immer kleiner und sah aus als wäre lange niemand mehr hier gewesen. Die ganze Insel ist komplett grün und nur an drei kleinen Orten bebaut. Statt Palmen gibt es auf Zamami tropische Nadelhölzer und dickblättrige Büsche. Letztlich sind wir bis zum Ende der Insel gefahren. Dort liegt der traumhafte Ino Beach: Weicher Sand, flaches, herrlich warmes Wasser, ein paar Felsen liegen malerisch vor der Bucht und wir waren zeitweise sogar ganz allein (und ohne Bademeister).

Damit konnte der Furuzamami Beach, wo am meisten los war, nicht ganz mithalten. Dort war es auch sehr schön im türkisen Wasser zu plantschen. Aber es gab eben auch Liegen, Schirme, Bademeister und Mengen von vermummten japanischen Badegästen, die zwar am Meer aber nicht in der Sonne sein wollen.

Mit einem frischen Sonnenbrand haben wir die Inselumrundung fortgesetzt. Die E-Bikes pfiffen auf dem letzten Loch und es war nicht mehr ganz klar wer hier wen unterstützt. Schweißgebadet sind wir jeden Aussichtspunkt an jeder Straße der Insel abgefahren. Mit der Sonne sind auch unsere Fahrradakkus zur Neige gegangen und mit Notstrom sind wir der orange-goldenen Dämmerung entgegengerollt.

09/10/2023

Okinawa-Honto

Mit der Fähre sind wir am Nachmittag wieder in Naha angekommen. Das hat sich schon fast wie eine Heimkehr angefühlt. Diesmal waren wir im JR Kyushu Hotel Blossom in der Nähe der Kokusai-Dori. Da man sowieso dorthin läuft, kann man auch näher dran wohnen. Wegen eines seltsamen Feiertags namens Sports Day waren einige Läden geschlossen. Aber das Marktviertel war noch trubelig genug.

Wir sind wieder zum dem tollen Fischmarkt gegangen, den wir beim letzten Besuch schon bewundert hatten. Dieses Mal mit leerem Magen, so dass wir in einer der schmucklosen Buden im ersten Stock essen konnten. Für weniger als 5 Euro bekommt man einen kleinen Teller frischestes Sashimi. Der Fisch zerging auf der Zunge.

Danach sind wir noch ein bisschen durch die blinkenden Lichter der Kokusai-Dori spaziert und haben den Tinnef bewundert, der dort angeboten wird. Obwohl niemand etwas davon braucht, macht es doch Spaß diese bunte Oase in der ansonsten langweiligen Betonstadt entlangzulaufen und Soft-Eis zu essen.

10/10/2023

Auf den Okinawa-Inseln kommt man ohne Auto nicht weit. Auf Zamami hat das Fahrrad noch gereicht. Aber die Hauptinsel Okinawa-Honto ist an die 100 km lang. Mit unserem Mietwagen haben wir erstmal eine Verkehrseingewöhnung gemacht und sind kreuz und quer durch Naha gefahren.

Der Naminoue-Schrein liegt malerisch auf einem Felsen direkt über dem Strand mitten in der Stadt. Den besten Blick hat man japanischerweise von der Stadtautobahn, die vor dem Strand auf Pfeilern übers Meer führt.

Die wichtigste Sehenswürdigkeit von Naha ist (neben der Kukusai natürlich) die Shuri Burg. Diese tolle Anlage wird seit Jahrhunderten umgebaut und erweitert, weil sie genauso regelmäßig zerstört wird. Leider war das neulich mal wieder so weit - vor ein paar Jahren ist durch ein Feuer alles abgebrannt. Jetzt ist die Burg eine Baustelle, in der man sehen kann, wie mit neuer Technik die alten Holzarbeiten nachgebaut werden

Auf unserem Weg nach Norden hatten wir das Gefühl der Stadt gar nicht entkommen zu können. Die vierspurige Straße mit Tempo 50 zog sich endlos weiter, ohne dass es ländlicher wurde. Bis zur Motobo Halbinsel, wo wir hinwollten, ist die Insel an der Küste vollständig bebaut. Beton und noch mehr Beton. Nur der Blick ins Landesinnere verhieß eine grüne, dschungelige Landschaft.

Unser erstes Ziel war das Aquarium von Motobo. Ganze Riffe, in denen es nur so von bunten Fischen wimmelt, kann man in den riesigen Becken bewundern. Das Highlight ist aber ein unglaubliches Aquarium, in dem hinter einer gigantischen Glasscheibe ein Walhai zwischen Manta-Rochen und anderen Haien majestätisch seine Runden dreht.

In der Gegend wurde es dann doch so schnell so ländlich, dass es gar nicht so einfach war, etwas zu essen zu bekommen. Viele Restaurants machen früh auf, früh zu und benötigen eine Reservierung. Nach vier Anläufen sind wir in einem urigen Izakaya-Schuppen gelandet. Köstliches Sashimi und Orion - traumhaft. Dank der Übersetzungs-App kann man sich überall verständlich machen.

Die Nacht haben wir im liebevoll gestalteten Stäy Hotel auf Yagaji verbracht.

11/10/2023

Der Nordteil Hontos könnte auch eine ganz andere Insel sein. Von Bebauung war kaum noch etwas zu spüren. Alles ist grün bewachsen und wuchert über die sanften Hügel. So schön es aussah, Tempo 50 auf einer leeren Landstraße war eine Qual.

Wir haben eine schöne kleine Wanderung zum Hijo Wasserfall gemacht. Erst wirkte es etwas zu asphaltiert. Aber schnell waren wir mitten im Wald und es ging über Pfade, Brücken und Stege weiter, rundherum nur Grün. Begleitet vom Lärm der Zikaden sind wir bis zu dem hübschen Wasserfall gewandert. Leider konnte man nicht ans Wasser, denn ein Bad hätte sich nach der schwitzigen Wanderung gelohnt.

An der Nordspitze sind wir auf die Überraschungsattraktion Daisekirinzan gestoßen. In einem (fast zu) gut erschlossenen Gebiet ragen ausgewaschene Kalksteinfelsen, die an die Tsingy in Madagaskar oder die Pinnacles in Borneo erinnern - nur eben viel kleiner - aus dem Wald.

In der Nähe vom nördlichen Kap liegt die beste Attraktion der Insel versteckt: Ein Aussichtsturm in Form der Okinawa-Ralle, dem “Regional-Vogel“. Die Chicken Church in Java hat endlich einen Herausforderer gefunden!

12/10/2023

Ishigaki

Zurück in Naha haben wir unseren Mietwagen abgegeben und sind nach Ishigaki geflogen. Die Insel liegt 400 km südwestlich von Honto und damit fast schon vor der Küste von Taiwan.

Am Flughafen gab es edle „Geschenk-Mangos“ zu kaufen - ein Karton mit zweien kostet an die 60€. Es müssen wohl sehr gute (vielleicht sogar perfekte?) Mangos sein. Angestellte haben immer wieder durch Fühlen und Drücken die Qualität überprüft. Unter Japanern ist eine Mango (oder Melonen) ein besonderes Geschenk. Aber wenn man das Schenken ernst meint, kommt man nicht so günstig weg wie mit einer Flughafen-Mango.

In Ishigaki haben wir direkt den nächsten Mietwagen abgeholt. Das war wieder ein perfektes japanisches Erlebnis: Direkt am Ausgang war ein Schild der Autovermietung, und noch während wir darüber nachgedacht haben, ob wir uns irgendwie melden sollten, kam ein Kleinbus vorgefahren, um uns abzuholen. Wir haben keine 30 Sekunden gewartet.

Ishigaki ist deutlich leerer als Honto. Es gibt einiges an Landwirtschaft. Aber es sind kleine Felder, die sich gut in die Landschaft integrieren. Im Landesinneren liegen einige komplett mit dickem Wald überzogene Berge, so dass eigentlich nur die Küstenregionen besiedelt sind. Besiedelt heißt, dass es eine Straße und hin und wieder kleine verwitterte Beton-Siedlungen gibt. Kaum etwas, was man schon Dorf nennen würde. Nur der südliche Zipfel ist mit Ishigaki-Stadt richtig urban.

Wir haben ein luxuriöses Ferienhaus in Kabira Bay gemietet. Den Ort könnte man schon als Dorf bezeichnen, denn hier gibt es ein Postamt, das gleichzeitig Bushaltestelle, Bankautomat, Briefkasten und vermutlich einiges mehr ist. Es sollte auch einige Möglichkeiten zu Essen geben. Aber nach Einbruch der Dunkelheit wirkte alles sehr verlassen. Trotzdem haben wir einige der Laternen entdeckt, die Izakaya-Restaurants (japanische Tapas-Bar, die am weitesten verbreitete Art von Restaurant in Okinawa) markieren.

13/10/2023

Wir haben den Tag damit verbracht, verschiedene Strände in der Nähe zu besuchen. Dafür ist Okinawa schließlich berühmt. Das Wasser plätscherte hellblau und herrlich warm an die leeren Strände. Die japanischen Touristen kommen oft nur kurz zum schnorcheln anstatt wirklich Zeit am Meer zu verbringen.

Am Abend sind wir in einem kleinen One-Man-Restaurant gelandet. Der Wirt hat den ganzen Laden allein geschmissen: Gekellnert, Getränke gezapft, zwischendurch noch in die Küche gesprungen und Speisen zubereitet. Das meiste war gut vorbereitet und mit geübten Handgriffen gemacht. Aber der Mann ist durchgehend gerannt. Zwischendurch ist er noch mit einer Lieferung raus und hat sie in der Nachbarschaft abgegeben. Allein das Zusehen war stressig. Wir dachten, er kriegt noch vor unserem Tempura einen Herzinfarkt. Dabei ist Okinawa ja für die Langlebigkeit berühmt.

14/10/2023

Der Mt Omoto ist der höchste Punkt in ganz Okinawa. Wir haben uns seine stolzen 526 Meter für den Vormittag vorgenommen. Der Aufstieg dauerte eine gute Stunde und ging fast nur bergauf. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit und warmen Temperatur war das trotz des Schattens des Waldes eine schweißtreibende Angelegenheit. Der Weg ist mit riesigen Farnen bewachsen und überall schwirrten Schmetterlinge herum. Gegen Ende wurde der Weg ganz schmal und führte durch einen engen Bambus-Tunnel. Das Ziel der Wanderung war eine etwas enttäuschende, einen Meter breite Lücke im Bambus. Man sah nichts. Ein dicker Stein hat uns den fehlenden letzten Meter geboten, um doch noch einen wunderbaren Blick auf die Insel und die türkis schimmernden Sandbänke und Korallenriffe zu bekommen.

Auf dem nördlichen Zipfel der Insel gibt es noch einige weitere schöne Strände. Der Hirakubo Beach hat uns sehr gut gefallen. Anfangs waren wir allein in einer schönen, kleinen Bucht. Leider sind wir ein wenig von Warnungen beunruhigt worden, dass es hier Würfelquallen geben soll. Daher sind wir nur vorsichtig im Wasser gewatet. Die nach uns Kommenden waren entweder besser oder viel schlechter informiert. Sie sind mit Anlauf ins Wasser gerannt und sind die ganze Bucht abgeschwommen. Danach war es dann sicher.

15/10/2023

Direkt vor unserer Tür lag die Kabira Bay. Die Bucht wird überall gezeigt, wenn ein repräsentatives Foto von Okinawa gebraucht wird. Kleine, grüne Inseln ragen wie Pilze auf ausgewaschenen Steinfundamenten aus dem grünblauen Wasser. Leider darf man dort nicht schwimmen, was vielleicht am Schutz der Korallen oder an den Glasbodenbooten liegt, die zuhauf herumfahren - Schnorcheln ohne Nasswerden. Wir sind eine Runde mitgefahren und konnten viele intakte Korallen, große Muscheln und Schildkröten sehen.

Später sind wir zum Sunset Beach im Norden gefahren. Der lange Strand ist sehr schön, aber wegen des bedeckten Wetters hat er seinem Namen keine Ehre gemacht.

16/10/2023

Iriomote

Wegen schlechten Wetters wurde unsere Fähre nach Iriomote, das noch ein bisschen näher an Taiwan liegt, kurzfristig storniert. Wir mussten uns am Hafen ein neues Ticket besorgen. Das Boot fuhr einen anderen Hafen am gegenüberliegenden Ende der Insel an. Dort haben wir den nächsten Mietwagen genommen und mussten dann einmal um die ganze Insel herum.

Auf Iriomote ist in den Siebzigerjahren eine kleine, endemische Wildkatzenart entdeckt worden, die seitdem heilig gesprochen wurde. Da es nur noch an die 100 Exemplare davon gibt, haben alle Angst eine zu überfahren. Daher ist man von den halsbrecherischen 50 km/h der Nachbarinseln auf Tempo 40 gegangen Damit man seine Verantwortung zwischen den zahlreichen Tempolimit-Schildern nicht vergisst, wurden noch unzählige spezielle Katzenschilder mit weiteren Warnungen aufgestellt. (Im Souvenir-Shop am Hafen gibt es sogar Socken mit der Katze und einem Tempo 40 Schild)!

Die Insel ist noch viel leerer als Ishigaki. Eigentlich ist fast nichts bebaut oder erschlossen. Die (eine) Straße führt noch nicht mal ganz herum, die Südwestküste ist unerschlossen. Im Inland gibt es nur dichten, grünen Dschungel, in den Küstengebieten wachsen Mangroven. Obwohl es eine hübsche Gegend ist, war die langsame Fahrt unerträglich. Man schläft am Steuer fast ein - und dann überfährt man erst recht eine Katze.

Nach einer Ewigkeit waren wir bei unserem Hotel Ti Na Kalu angekommen. Unser Wirt war sehr liebenswürdig und hat uns für den Abend ein Restaurant seiner Wahl reserviert.

Vorher haben wir es uns noch am nahe gelegenen Tsukigahama Strand gemütlich gemacht. In einer großen Bucht erstreckt er sich in einem perfekten, endlosen Bogen. Malerische Felsen liegen im Meer davor, ein dichter Wald kommt bis an den Strand. Leider war das Wetter etwas zugezogen, so dass das Wasser etwas weniger als sonst gestrahlt hat.

Abends hat unser Wirt seinen Service noch erweitert und uns mit seinem Auto zum Restaurant gefahren. Nach dem leckeren Abendessen hat uns der Restaurantbesitzer dann nach Hause gefahren. Das schien durchaus üblich zu sein (auch bei anderen), und war sehr praktisch, da bei weitem nicht jeder ein Auto hat.

17/10/2023

Auch zum Frühstück hat sich unser Wirt schwer ins Zeug gelegt und ein üppiges, echt japanisches Frühstück gezaubert: Suppe, Reis, Sashimi, gebratener Fisch, Tofu, Algen und furchtbarer Kaffee. Danach wurden wir informiert wo wir am Abend essen würden und wann wir hingefahren werden. Die beste Entspannung ist doch, wenn man sich um nichts kümmern muss.

Nicht weit von uns mündet der Uraichi Fluss ins Meer. Der größte Fluss von ganz Okinawa fließt ruhig (man sieht es kaum) durch einen schönen Dschungel und wird immer breiter und speist im Unterlauf Mangrovenwälder. Mit dem Boot sind wir einige Kilometer flussaufwärts gefahren. Dort kann man eine schöne Wanderung durch einen Wald machen. Der Weg führte zu zwei kleinen Wasserfällen. Außer uns und zahllosen Schmetterlingen waren nur ein paar andere Touristen unterwegs. In einem Kajak haben wir den Ausflug noch etwas verlängert und sind in die Mangroven gepaddelt.

18/10/2023

Bei tollem Wetter sind wir nochmal zu unserem Lieblingsstrand Tsukigahama gefahren. Bei Sonnenschein war es natürlich noch viel schöner.

Später sind wir fast in Schritttempo ans Ende der Straße gefahren. Wir waren so durchentspannt, dass sich Tempo 40 übertrieben hektisch anfühlte. Jeder kennt ja die Geschichten über die Leute in Okinawa, die überdurchschnittlich alt werden. Man fragt sich natürlich woran es liegt. Am vielen Fisch? Am guten Wetter? Nach der Fahrt kam uns der Gedanke, dass es vielleicht dieselbe Entspanntheit ist, die man braucht um einfach mal 35 zu fahren wo 40 erlaubt ist.

Jedenfalls liegt am Ende der (einen) Straße ein kleiner Hafen, von dem aus man zu einem entlegenen, noch kleineren Hafen übersetzen kann. Einen Spaziergang davon entfernt ist der wunderschöne Ida Beach. Da waren tatsächlich mal ein paar Leute - aber auch nur, weil sie nicht weg konnten. Normalerweise schauen sich die Japaner einen Strand nur kurz an, suchen eine Muschel und fotografieren einen Einsiedlerkrebs und weiter geht’s. Aber in Ida muss man zwei Stunden auf das nächste Schiff warten. Die Zeit kann man gut zum schnorcheln nutzen. Dabei sind wir einer Meeresschildkröte begegnet. Und über Wasser haben wir das herrlich tropische Panorama genossen.

19/10/2023

Wir haben einen Ausflugstag eingelegt, um die Strandgammelei abzumildern. In einer kleinen Gruppe sind wir mit Kajaks durch Mangrovenflüsse zum höchsten Wasserfall der Insel gepaddelt. Klingt romantisch, aber auf dem Fluss war Stau, so viel war los. Schön war es aber trotzdem, wie nach einer Biegung über den gefluteten Wäldern der Wasserfall wie ein weißer Bart von einer hohen Klippe fiel. Eine nette Wanderung war auch im Programm. Laut Aussagen des Guides schien so gut wie alles im Wald giftig zu sein: Eine falsche Mango, die bei Berührung tötet, Holz, das beim Verbrennen giftigen Rauch verströmt, Beeren, Blätter… gut, dass es außer Schmetterlingen (und der Katze) kaum Tiere gibt.

Am Nachmittag sind wir auf einem Boot zum Schnorcheln rausgefahren. Wir waren mal wieder zu faul zum tauchen. Aber die zwei Schnorchel-Stellen waren sehr lohnenswert. Es gab Schildkröten, Seeschlangen und jede Menge bunte Fische, die zwischen den Korallen ihren Geschäften nachgegangen sind.

Vor der Küste Iriomotes liegt eine seltsame kleine Koralleninsel. Meistens steht sie unter Wasser, nur bei Flut ragt sie mal ein paar Zentimeter heraus. Auch wenn das einfach eine Untiefe ist, war es doch sehr eigenartig mitten im Meer von Board zu gehen und im knietiefen Wasser zu stehen. Die Farben des Meeres rund herum waren einmalig.

19/10/2023

Mit Iriomote hatten wir den entferntesten Punkt unserer Reise erreicht und es wurde leider langsam Zeit, den langen Rückweg anzutreten, der uns nochmals durch alle bisherigen Stationen führen würde.

Die Überfahrt nach Ishigaki hatten wir auf den späten Nachmittag gelegt, um vorher noch etwas Zeit am Meer zu haben. Unser Hotelvater (auch eine One-Man-Show - vielleicht ist das lebenslange Arbeiten das Geheimnis des Alterns?) hat sich seinen Geheimtipp für „my best beach“ für den letzten Tag aufgehoben und uns einen Weg zu einer nahe gelegenen Bucht erklärt.

Am Mimikiri Beach haben wir dann den letzten Tag vollkommen alleine in der wunderschönen, kleinen Bucht verbracht. Dorthin verirrt sich offenbar niemand (mit Ausnahme eines Schnorchlers, der wie eine Halluzination mit Hut auf dem Kopf um eine Klippe schwamm, aus dem Wasser stieg und grußlos im Wald verschwand). So wenig man Japan mit tropischen Stränden verbindet, so wenig Beach Life gibt es auch. Wenn man die zugegeben schlechte Erreichbarkeit nicht scheut, kann man in Iriomote wirklich toll entspannen. Nach einer Fünftageskur kann man sogar stressfrei langsam Auto fahren.

20/10/2023

Ishigaki (slight return)

Für die letzen zwei Nächte haben wir uns eine einfache Unterkunft in Ishigaki-Stadt gesucht. Als wir vor der Bootsfahrt nach Iriomote ein Stündchen durch die Innenstadt gelaufen sind, kam es uns ganz nett vor, und wir konnten auch ein bisschen Stadt wieder gut vertragen.

Es stellte sich heraus, dass wir uns übers Wochenende genau in den paar Straßen etwas gesucht hatten, in denen alle Kneipen der Stadt sind. Nach der absoluten Ruhe in Iriomote brauchten wir dann Ohrstöpsel, um schlafen zu können. Dafür gab es wirklich kein Problem, etwas zu essen zu finden.

21/10/2023

Mit dem nächsten und endlich letzten Mietwagen sind wir nochmal kreuz und quer über die Insel gefahren. Das Wetter war leider recht schlecht, aber immerhin regnete es deutlich weniger als angesagt. Mehr durch Zufall sind wir in Yaima, einem traditionellen Dörfchen gelandet, das restauriert und konserviert wurde. Auch wenn im Reiseführer viel von den vorjapanischen Ryuku-Traditionen die Rede war, bekommt man sehr wenig davon mit. In Yaima stehen einige alte offene Holzhäuser mit hübschen Schindeln, die jeweils von Sandsteinmauern umgeben sind. Ein Gehege mit niedlichen, kleinen, gelben Squirrel Monkeys gehörte auch zu dem Schau-Dorf. Es ist unklar geblieben, ob das auch etwas „Traditionelles“ war?

Am Nordwestende der Insel steht ein Leuchtturm, zu dem wir in Ermangelung eines besseren Ziels gefahren sind. Es wurde immer windiger. Das Meer war wie ausgewechselt. Statt hellblauer Pools ohne Wellen hat der Wind große Brecher auf die Felsen gepeitscht. Die Szenerie hätte plötzlich auch in Südafrika sein können. Die liebliche See Okinawas kann also auch anders.

Am Samstag Abend haben sich dann doch noch einige lokale Traditionen offenbart: Awamori, eine Spirituose in unterschiedlichen Stärken, die dort dem Sake vorgezogen und flaschenweise auf Eis getrunken wird. Und ein grässliches Saiteninstrument, das (vermutlich im Zusammenhang mit Awamori) Note für Note gezupft und von Gegröle begleitet eine Art mittelalterlichen Punk ergibt.

22/10/2023

Wider Erwarten hatten wir an unserem letzten Tag unverschämtes Glück mit dem Wetter. Statt Wolken und Regen schien die Sonne um uns für den anstehenden Herbst zuhause durchzuwärmen. Ohne Umweg sind wir nochmal zur schönen Bucht in Hirakubo gefahren und haben dort jede Minute vor dem Rückflug nach Naha genossen.