Äthiopien 2016

18/12/2016 bis 13/01/2017
Karte

19/12/2016

Addis Abeba

21/12/2016

Nach Bahir Dar

Für die lange Busfahrt an den Tanasee sind wir um halb vier aufgestanden. Die nächtlichen Straßen sind noch leer, aber auf der Allzweckfläche Meskal Sqaure herrscht Hochbetrieb. Morgens ist ihr Zweck nämlich Busbahnhof. Wieder ist der Transport gespenstisch gut organisiert. Aufgestellte Schilder zeigen an, wo welcher Bus hält, die Passagiere werden von Kofferträgern in eine saubere Reihe gebracht. Irgendwann kommt der Bus und mit vielfachem Prüfen der Tickets wird das Gepäck verstaut und wir eingelassen. Wir haben den angeblichen Edelbus "Salembus" gebucht, aber besonders toll ist er nicht.

Als wir endlich losfahren, ist es noch stockfinster und die leeren Straßen der Stadt liegen schnell hinter uns. Im Bus ist es eisig kalt. Bei den Temperaturen ist es nicht klar, ob die Wahnsinnigen eine Klimaanlage benutzen oder es einfach nur zieht. Wir haben den Anfängerfehler begangen ohne Polarausrüstung in einen Bus zu steigen und frieren ein paar Stunden.

Am Entoto vorbei gelangen wir auf ein Hochplateau, dem wir bis Bahir Dar folgen. Überall werden Felder bestellt. Bis zum Horizont sehen wir das helle Gelb geschnittenen Strohs auf der kaffeepulverbraunen Erde.

Im Bus laufen einheimische Musikvideos. Das schien anfangs eine wirksame Desensibilisierungskur zu Beginn der Reise zu sein. Doch Hypno-TV lässt keinen Blick aus dem Fenster mehr zu. Ohne zu blinzeln starren wir auf die immer gleichen Videos von Schultertänzern in wechselnden Kutten. Es ist unmöglich ohne Zeitmesser die Länge eines Lieds zu bestimmen. Drei Minuten? Dreißig Minuten? In beiden Fällen dürfte die Partitur in vier Takte passen.

Nach ein paar Stunden gibt es eine Pinkelpause mit Aussicht aufs Niltal. Die Männer schlagen sich links vom Bus in die Büsche, die Frauen rechts.

Nach der Mittagspause werden anstelle der Musikvideos Sketche gezeigt, bei denen der Witz offenbar daraus besteht, dass ein rückständiger Dörfler mit hoher Stimme schreit und offenbar dumme Sachen sagt. Der ganze Bus lacht. Die Lautstärke geht an die Substanz.

Nach fast zehn Stunden werden wir endlich in Bahir Dar erlöst. Die Jungs vom einfachen "Mahunie Guesthouse" holen uns mit der Rikscha ab. Im Innenhof stehen Mangobäume und Kaffeesträucher.

Wir spazieren zum Tana-See, dem Grund unseres Stopps. Hier ist es deutlich wärmer als in Addis. Die breite Uferstraße ist mit Palmen gesäumt und der Mittelstreifen hübsch bepflanzt. Zusammen mit hupenden Rikschas und Moskitos, die uns bei einem St.George-Bier zum Sonnenuntergang die Knöchel zerfressen, kommt schnell Urlaubsstimmung auf. Man glaubt kaum, dass man sich auf fast 2000m über NN befindet. Doch die Nacht fegt das milde Klima schnell fort.

23/12/2016

Bahir Dar – Tanasee und Nilfälle

Unser Guesthouse hat uns einen Tour-Tag organisiert, der die Hauptattraktionen der Gegend abdeckt: Die Klöster auf und um den Tanasee und die Nil-Fälle.

Mit dem Boot wollen wir zur Zege-Halbinsel übersetzen. Als wir im Boot sitzen, ist für den Bootsführer der geeignete Moment gekommen, sein Benzingemisch anzurühren und so langsam alles flott zu machen. Dabei treiben wir vom Steg langsam in eine Gruppe Steine, in der sich das Boot verkeilt. Mit Hilfe eines anderen Boots werden wir befreit und tuckern in gemächlichem Tempo los. Die Fahrt ist dank des ca. 0 PS-Motors sehr entspannt und wir genießen den warmen Morgen.

Am anderen Ufer werden wir einem Guide übergeben, der uns zu einer unaussprechlichen Kirche führt. Entlang des Wegs sind Verkaufsstände aufgebaut, die an bessere Zeiten mit mehr Touristen erinnern.

Die berühmte Kloster-Kirche ist von außen kaum aufregender als eine Scheune. Innen wartet aber ein echter Schatz. Die an die sechs Meter hohen Wände des Allerheiligsten sind mit Leinwänden bezogen und wunderschön bemalt. Die Jahrhunderte alten Malereien sind zwar teilweise renoviert worden, versprühen aber noch ihren eigentümlichen Charme. Wunderschön werden dieselben Geschichten der Bibel, die auch wir kennen, hier aus einer eigenen, afrikanischen Perspektive in Szene gesetzt. Die Dachbalken sind mit roten Mustern verziert, die an tibetische Klöster erinnern. Wir sparen uns weitere Kirchen-Stopps, weil diese mit Abstand die schönste sein soll.

Auf dem Rückweg nach Bahir Dar machen wir mit dem Boot einen Umweg zum Abfluss des Blauen Nils, der in hübschen Flussbiegungen durch Schilfrohr und Papyrus fließt. Hier gibt es Hippos, die man guten Gewissens Nilpferd nennen darf. Wir sehen die Nüstern einer Familie, die immer wieder kurz auftauchen.

Am Nachmittag passen wir den Blauen Nil flussabwärts in Tis Abey ab, wo er eine 40m hohe Klippe herunter stürzt.

Der Anfang der Straße ist mal wieder eine Baustelle - breit genug, um eine achtspurige Autobahn zu bauen. Es wird überall gleichzeitig gebaggert und planiert. Rikschas, Busse und Lastwagen fahren an allen Seiten aneinander vorbei. Rechter Hand liegt eine brennende Müllkippe, die man als Hot-Spot zur Vogelbeobachtung vermarkten könnte.

Wir biegen auf eine super staubige Schotterpiste ab, die - zumindest für den unbeteiligten Betrachter - wie ein afrikanisches Bilderbuch ist. Am Straßenrand sind unzählige Menschen unterwegs, die alle etwas auf dem Kopf balancieren: Wasserkanister, Feuerholz, Strohballen, aus denen nur die Beine heraus gucken, Säcke mit Mehl, Getreide, Körbe mit Obst, Kisten, Stoffe. Wer nichts trägt, hat die Arme über seinen Stock gelegt, der quer über den Schultern liegt. Ziegen, Schafe, Kühe und Esel werden über die Straße getrieben und Maultierkarren für die schwereren Lasten versperren den Weg.

Die einfachen Dörfer bestehen hauptsächlich aus Holzhütten, die manchmal mit Lehm veredelt sind. In jeder Hütte wird etwas verkauft oder repariert oder Kaffee ausgeschenkt oder sonst etwas angestellt.

Am Ende der Straße sammeln wie einen mürrischen Führer ein und biegen auf einen Seitenpfad ab, der an Strohbergen und Müllkippen vorbei führt. Nicht lange und wir erreichen den Blauen Nil, der hier beschaulich und schmal vorbei fließt, gar nicht wie man sich einen Nil vorstellt. Mit einem Boot setzen wir über und wandern zwischen Feldern zum Wasserfall.

Es ist Trockenzeit und der Nil fällt in zwei schmalen Güssen über die 100m breite Kante, die in wässrigeren Zeit zu dem mächtigen Wasserfall wird, den man hier vermuten würde. Wir werten daher den Weg als die eigentliche Attraktion.

Die Rückfahrt in der tiefen Abendsonne ist noch toller. Schule ist aus und unser leicht aggressiver Fahrer pflügt eine Schneise durch Hunderte Kinder, die auf die Straße strömen. Immer wieder verschwindet die ganze Szenerie in Staubwolken, wenn wir hinter einem Lastwagen festhängen. Die Überholmanöver gelingen nur mit Gottes Hilfe, die mit unzähligen Kreuz-, Jesus- oder Maria-Aufklebern auf die Autos gelenkt werden soll.

24/12/2016

Gonder

26/12/2016

Simien Mountains

30/12/2016

Aksum

31/12/2016

Kirchen in Tigray

02/01/2017

Danakil – Ausflug in die Hölle

06/01/2017

Weihnachten in Lalibela

11/01/2017

Arba Minch

Land und Leute