Äthiopien 2016

18/12/2016 bis 13/01/2017
Karte

19/12/2016

Addis Abeba

23/12/2016

Bahir Dar – Tanasee und Nilfälle

24/12/2016

Gonder

26/12/2016

Simien Mountains

30/12/2016

Aksum

31/12/2016

Kirchen in Tigray

02/01/2017

Danakil – Ausflug in die Hölle

Mit der, wie wir langsam vermuten, landesüblichen Verspätung von einer Stunde werden wir um 5:00 Uhr zu unserem Ausflug in die Danakil Wüste abgeholt. Es dauert eine Weile bis wir uns vom Hochplateau, auf dem Mekele noch liegt, über Serpentinen in die Wüste hinab geschraubt haben. Die Landschaft ist international. Wir starten in Mexiko, durchqueren einen jordanischen Streifen, fahren kurz durch Island bis wir in der bolivianischen Uyuni ankommen.

Wir fahren in drei Jeeps nach Norden bis ins Grenzgebiet zu Eritrea. Aus (angeblich) diesem Grund borgen wir uns bei einem Stützpunkt zwei Soldaten aus, die sich auf den Beifahrersitz quetschen. Durch die Klimaanlage, die vom Tourunternehmen ständig erwähnt wurde, merken wir erst beim Aussteigen, dass die nächtliche Kälte der Berge einer krassen Hitze gewichen ist.

Die Region Afar unterscheidet sich stark von Tigray. So weit das Auge reicht sehen wir nur Salz. Mal strahlend weiß, mal dreckig braun. Hier wächst fast nichts. Die Afar sind Teilzeit-Nomaden und bitter arm. Ihre Dörfer oder Lager bestehen aus nichts als den kleinen Hütten, die wie Iglu-Zelte aus der Steinzeit aussehen: Halbkugeln mit Säcken und Stroh gedeckt, der Eingang ein kleines Loch. Schwer zu sagen, wie sie ihre Tiere ernähren. Hier wächst fast nichts. Geld wird vor allem mit dem Salz verdient, dass sie in Knochenarbeit der Wüste abringen. Uns kommen lange Kamelkarawanen entgegen, die das Salz in langen Märschen nach Mekele bringen.

Unser Ziel ist Dallol. Dieser merkwürdige Ort liegt 120m unter dem Meeresspiegel und ist eine Art Vulkan, ragt aber nicht mehr als 30m in die "Höhe". Die Aktivität spielt sich tief in der Erde ab und äußert sich seit längerem nur dadurch, dass Wasser aus dem Boden austritt. Auf dem Weg nach oben wird es unter anderem mit Schwefel und Kalium angereichert und bildet brodelnde Becken und teils bizarre Ablagerungen von Neongelb über Giftgrün bis Rostrot. Die Luft ist sehr schwefelig. Auch die Temperatur von 36 Grad (wir haben Glück, es ist kälter als sonst) ist höllisch. Abseits der Becken ist alles erstarrt, so dass wir buchstäblich auf den entstandenen Strukturen gehen können.

Auf Afar bedeutet Dallol "Auflösung". Vielleicht, weil sich die Welt hier aufzulösen scheint? Oder vielleicht, weil sich allerlei unliebsame Dinge in den extrem sauren Pools auflösen lassen? Dies mag leicht einer der unwirtlichsten Orte der Welt sein. Das verrückte Farbenspiel und die wilden Strukturen wie pilzförmige Aufschwemmungen, erstarrte Kaskaden, kleine Schlote und blubbernde Becken muten geradezu außerirdisch unnatürlich an.

Auf dem Rückweg rückt das Salz in den Vordergrund. Aber es ist so heiß, dass man eigentlich nicht aussteigen möchte. Es gibt große Salzseen und einen Salz-Canyon, in dem zig Meter hohe, braun-weiß gestreifte Salztürme ausgewaschen wurden. Wir überfallen mit einem Haufen anderer Touristen eine Gruppe "Salzer" bei ihrer harten Arbeit. Eine andere Art von Hölle. Sie stemmen große Platten vom Boden und klopfen sie in eine Art flaches, transportfähiges Standard-Format. Die Kamele liegen noch bräsig dazwischen. Die kommen erst später an die Reihe.

03/01/2017

Erta Ale

Was wäre ein Ausflug in die Hölle ohne einen Vulkanbesuch? Der Erta Ale ist zwar äußerst abgelegen, aber einer der wenigen offenen Lavaseen der Welt. Es führt keine Straße hin und die Afar sind, spätestens seit einem Überfall von Besuchern 2012, berühmt für ihre Gastfeindschaft. Inzwischen hat sich der Vulkan zu einem beidseitigen Geschäft entwickelt, so dass jeden Tag Gruppen dorthin starten. Wir fahren in einem Konvoi von über 10 Jeeps.

Anfangs gibt es noch neue Asphaltstraßen, die durch traurige Dörfchen führen. Die letzten 50km gehen aber querfeldein und kosten leicht vier Stunden oder mehr. Dabei ist der längere Teil auf Sand verhältnismäßig angenehm und schnell zu befahren. Hart ist sind die letzten 15km, die direkt über Lavagestein führen. Der Wagen fährt im Schritttempo und holpert extrem kurvenreich auf und ab, als würde man stundenlang über Bordsteine fahren.

Es ist ein Wunder, dass bei unserer Ankunft am frühen Abend alle Menschen und Fahrzeuge noch intakt ist. Das Base-Camp sieht aus wie ein Parkplatz in einem Geröllfeld. Es gibt ein paar windschiefe Hütten, die eher als Wegweiser denn als Behausung taugen. Um das Lager herum bildet sich ein dünner, zweifarbiger Müllgürtel: Blaue Wasserflaschen und orange verrostete Dosen. Darüber scheinen sich hier weder die Tourunternehmen noch die Afar Gedanken zu machen.

Wir warten im Schatten auf den Abend und das Abendessen. Der erstere macht das Rennen. Nach einer Stärkung aus verkochten Nudeln setzt sich unsere Karawane mit Taschenlampen in der perfekten Dunkelheit in Bewegung. Denn erst, wenn die Sonne untergegangen ist, werden die Temperaturen langsam wanderfreundlich. Der Weg führt drei Stunden lang über Lavafelsen und ist ausgesprochen langweilig. Immerhin ist die sanfte Steigung nicht sonderlich anstrengend. Wir haben ja Höhentraining hinter uns, da müssen 500 Höhenmeter knapp über NN drin sein.

Auf dem Berg ist ein weiteres trostloses Lager. Wegen des trockenen und heißen Klimas hat man auf Hütten verzichtet und einfach Schlafplätze mit knöchelhohen Mäuerchen markiert und die allgegenwärtigen 10cm-Schaum-Matratze ausgelegt. Aber noch wird nicht geschlafen, obwohl es fast Mitternacht ist. Wir können schon den roten Schein über dem Berg sehen.

Ein paar Meter weiter beginnt der Krater, in denen wir hinabsteigen. Der Rest des Wegs führt über glasartige erkaltete Lava, die sich in Wellen und Falten über den Krater gelegt hat. Erst vor ein paar Wochen ist der See übergelaufen. Einige Stellen sind noch heiß und schmelzen die Schuhe an. Über der Szenerie liegt der See in einem kleinen Topf und brodelt im roten Schein vor sich hin. Wir gehen bis auf unmögliche fünf Meter an den Hot Pot heran. Das gibt es nur in Afrika. Die einzige Sicherheitsmaßnahme ist der junge Guide mit seinem "Leute, bitte nicht so nah".

Der See ist fast voll. Die Lava brodelt einen Meter unter dem Rand vor uns. Oben drauf erkaltet sie und wird schwarz. Aber die Bewegung reißt die Decke immer wieder auf und lässt die glühende Lava orange aufblitzen. An den Rändern ist am meisten los. Hier spritzen Fontänen in die Luft, glücklicherweise meistens in die Mitte des 80m großen Sees. Hin und wieder spritzen kleine Klümpchen bis zwei Meter vor unsere Füße. Man ist der Naturgewalt hier gefährlich nahe. Doch es ist schwer seinen Blick von diesem unfassbaren Schauspiel zu reißen.

Unbeschadet und vollzählig machen wir im Lager ein Nickerchen. Doch nach keinen drei Stunden werden wir für den Abstieg geweckt, damit wir im Wirkungskreis der Klimaanlage sind bevor die Sonne herauskommt. Bei Licht ist der Weg fast noch langweiliger. Die schwarzen Lavawellen mit zwischenzeitlichem Gestrüpp begeistern nicht lange.

Die Rückfahrt ist dann nur noch hart. Nach sechs Stunden wandern und kaum Schlaf sind die hüpfenden Jeeps eine Tortur. Wir machen einen kurzen Stopp, um in einem Salzsee zu baden. Nebenan sind heiße Quellen, die den Namen auch verdient haben. Aber bei 36 Grad trifft das nicht jedermanns Geschmack.

06/01/2017

Weihnachten in Lalibela

11/01/2017

Arba Minch

Land und Leute