Jordanien 2016

17/09/2016 bis 03/10/2016

25/09/2016

Petra

Eine kurze Fahrt weiter nach Süden bringt uns nach Wadi Mousa, dem Städtchen bei Jordaniens größter Sehenswürdigkeit und einem der sieben neuen Weltwunder: Petra. Im Ort gibt es sehr viele Hotels, die fast alle leer und schäbig sind. In den restlichen Gebäuden sind entweder Barbiere oder Süßigkeitenläden untergebracht.

Vom Ticketschalter geht man eine Viertelstunde bis zum Anfang des berühmtesten Siqs Jordaniens. Im Gegensatz zu der Ruhe von Dana ist hier viel los. Aber es ist wohl nur ein Bruchteil dessen, was hier vor Jahren mal üblich war. Daher gibt es auch mehr Kamel- und Eseltreiber als Besucher, was ziemlich nervt. Diese Typen verkleiden sich als Beduinen-Piraten und werden aufgrund ihrer schlechten Witze hoffentlich bald arbeitslos. Der Siq ist breit genug, dass faule Besucher sich mit Kutschen fahren lassen können, und der neu gegossene Boden raubt dem Weg seinen natürlichen Charme. Doch die Wände sind hoch und eindrucksvoll gemasert. Später wird der Siq enger und man erhascht endlich einen Blick auf Teile des Schatzhauses, der Ikone von Petra.

Der Anblick der vollen Fassade ist überwältigend. Das aus dem Fels gehauene Grabmal ist ein wilder stilistischer Mischmasch. Obwohl es an die 2000 Jahre her ist, dass die Nabatäer hier Hammer und Meißel in die Hand genommen haben, sieht das Grabmal aus als sei es erst gestern erst aus dem zart orange-rosafarbenen Sandstein gehauen worden. Es sieht so neu aus, dass wir an seiner Echtheit zweifeln – das hat man von guter Qualität. Tatsächlich wurde hier auch einiges instand gesetzt aber der Ort ist auch vor Witterung gut geschützt.

Dahinter führt die Schlucht noch ein Stückchen weiter, bevor sie in ein breiteres Tal mündet. Hier stehen Unmengen von Grabmälern, von denen jedoch keines so gut erhalten oder so schön gestaltet ist wie das Schatzhaus. Wir steigen zuerst endlose Treppen hinauf zu einer Opferstätte. Die Nabatäer hatten offenbar keinen sonderlich guten Draht zu ihren Göttern, so dass sie häufig zu Tieropfern greifen mussten. Sie haben sogar extra Blutrinnen angelegt, wahrscheinlich damit die Sauerei nicht die Treppen herunter fließt, die sie mühselig in den Berg gehauen haben. Von oben hat man einen guten Blick über das weitläufige Gelände.

Wieder unten kommen wir am Amphitheater vorbei, das natürlich auch aus dem Fels gehauen wurde. Der weiche Stein ist schon stark verwittert, was den Eindruck erweckt, das Bauwerk sei irgendwann mal bei großer Hitze geschmolzen. Gegenüber sind auf der Breite eines ganzen Berghangs Grabmäler mit eindrucksvollen Fassaden angelegt worden. Die meisten sind auch schon von der Witterung verformt und verwaschen. Aber der Stein hat hier eine tolle rot-weiße Maserung, die wie bemalt aussieht. Wir turnen bis zum Sonnenuntergang auf den Hängen herum, bis alles golden glänzt.

26/09/2016

Beim zweiten Besuch von Petra sind wir extra früh aufgestanden, um das Schatzhaus in der Morgensonne leuchten zu sehen. Dafür waren wir aber zwei Stunden zu früh, so dass wir noch Zeit hatten, auf den gegenüberliegenden Berg zu steigen. Mit etwas Kraxelei kommt man zu einem tollen Aussichtspunkt mit unversperrtem Blick von oben, während sich unten schon Kamele und Touristen gegenseitig im Weg stehen. Beim zweiten Frühstück ist die Sonne endlich über die Fassade gezogen.

Auf dem Rückweg sind wir durch einen zweiten Siq gewandert, der hinter den letzten Grabmälern endet. Da das kein offizieller Weg ist, treffen wir niemanden und müssen zwischendurch richtig klettern. Aber das lohnt sich. Die Schlucht ist kaum einen Meter breit und windet sich in rechten Winkeln durch den Berg. Am Ende landen wir wieder am Eingang der Anlage und müssen wieder durch den Haupt-Siq.

Nach einem kleinen Nickerchen in einer Felsmulde gehen wir die endlosen Stufen zum sogenannten Kloster hinauf. Der Weg ist von Ein-Dinar-Ständen mit grässlichem Tinnef gesäumt, von dem unmöglich auch nur eine Sache verkauft werden kann. Es dauert etwa 3/4 des Weges um die Esel-Piraten davon zu überzeugen, dass wir lieber zu Fuß gehen (ja, auch den Rückweg). Das Kloster ist ähnlich gestaltet wie das Schatzhaus und auch in ziemlich guten Zustand. Wir drücken uns auf den konkurrierenden "besten Viewpoints" herum, bis die Nachmittagssonne das Kloster nicht wie angepriesen in rosanes, aber immerhin in goldenes Licht taucht.

Vorsorglich haben wir uns auch noch Karten für "Petra by Night" gekauft, sonst hätten wir uns nach diesem langen Tag sicher schon schlafen gelegt. Nach einer weiteren Tour durch den Siq und einem Abendessen draußen gehen wir ein letztes Mal nach Petra hinein. Der Weg ist jetzt von Hunderten von Kerzen gesäumt. Die wilde Romantik wird von idiotischen Touristen zunichte gemacht, die den Weg mit ihren Stirnlampen zu "Petra by Day" machen, um bloß nicht zu stolpern.

Vor dem Schatzhaus haben sie einen ganzen Haufen Kerzen aufgestellt. Beduinen bemühen sich mit ihrem gewöhnungsbedürftigen Flötenspiel eine magische Stimmung zu erzeugen. Das gelingt nicht so gut, wenn die Besitzer der Verkaufsstände dabei laut schwatzen und die Japaner ständig blitzen. Wenn man das alles ausblendet, ist es aber ganz schön. Am Ende sind wir den elenden Siq zum siebten Mal gegangen, was für ein Leben ausreichend sein sollte. Morgen geht es in die Wüste.