Nach dem Reisetag war heute wieder ein Klostertag dran. In Gyantse haben wir das Pelkor Chöde Kloster besucht. Die Hauptattraktion des Klosters ist der Kumbum Chörten. Das ist eine Art begehbare Riesen-Stupa. Auf fünf Etagen, die man natürlich nur im Uhrzeigersinn durchlaufen darf, wartet in jeder Ecke des vielwinkligen Grundriss eine kleine Kapelle mit Wandmalereien und Heiligenstatuen auf Pilger und Betende. Von dort aus hat man auch einen schönen Blick auf die Altstadt von Gyantse und das umliegende Land.
Anschließend fuhren wir nach Shigatse, das nördlich von Gyantse liegt und über eine schnurgerade Straße erreichbar ist. Dort wurden wir sehr angenehm ueberrascht: Ein neuer Reiseleiter stand bereit, den alten abzulösen. Da wir in den letzten Tagen auf jede Frage nur "yes" als Antwort bekamen (was auch direkt im Anschluss mit einer gegenteiligen Frage funktionierte), und seine Informationen und Erläuterungen sich auf das Aufzählen der Namen der durchfahrenen Dörfer beschraenkte, hatten wir uns letztlich beim Reisebüro beschwert.
Jetzt haben wir einen neuen Führer, der gut englisch spricht und keine Angst vor Menschen hat (und auch nicht vor Badezimmern). Am Nachmittag konnten wir einen himmelweiten Unterschied in Sachen Klosterführung erleben, als uns er durch das Tashilhunpo-Kloster führte.
Das Kloster ist der Sitz der Panchen Lamas, der zweitwichtigsten Linie religioeser Führer Tibets, und gehört zur Gelugpa-Schule. Es hat die Größe eines Dorfes und hat zu seinen besten Zeiten über 3.000 Mönche beherbergt. Durch geschicktes Taktieren des 10. Panchen Lama ist das Kloster fast gänzlich dem Sturm der Kulturrevolution entgangen und hat daher unglaubliche Kostbarkeiten zu bieten.
In einem Prachtbau sitzt ein 26 Meter hoher Buddha. In den anderen sind die Grabmäler der Panchen Lamas und Gebetshallen. Alle Räume sind vollstaendig mit Abbildungen Buddhas verziert. Die Statuen werden von den Gläubigen im wahrsten Sinne des Wortes mit Geld überhäuft, das neben anderen Opfergaben wie Jakbutter, Kugelschreibern, Mehl, Wasser und Haarklämmerchen, in jede freie Ritze gesteckt oder einfach auf Haufen geworfen wird. Die Mönche haben extra Geld-Schippen herumliegen, damit sie die Figuren ab und zu wieder freischaufeln koennen.
Weil wir mittlerweile schon allein vom Gedanken an chinesisches Essen Übelkeitsanfälle bekommen, haben wir unser Hotelessen in den Wind geschlagen und ein indisches Restaurant besucht.
Morgen werden wir den Weg nach Tingri antreten, von wo aus wir einen Ausflug zum Mt Everest unternehmen werden.