Kyoto ist die Stadt der Tempel, Gärten und Geishas. Wer in diesen Bereichen mehr als nur einen oberflächlichen Eindruck gewinnen will, sollte am besten gleich hierhin umziehen. Wir haben es bei ein paar Tagen belassen, die damit begannen verschiedene Varianten zu testen, den verrückt großen Bahnhof zu verlassen.
Die Stadt liegt in einer flachen Pfanne, die ringsum von Hügeln eingeschlossen ist. Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen an den Stadträndern, weil die Adligen ihre Gärten gerne vor der unverbauten Kulisse der bewaldeten Hänge anlegten. Das hat uns einige zähe Busfahrten beschert. Unser kleines Hotel Rak Kyimizu ist in der interessanten Gegend von Higashiyama super gelegen, weil man von dort aus auch einiges zu Fuß erreichen kann.
Wir mussten nur ein paar Blocks laufen, um in das Gewusel am Kyomizu-ji zu kommen. Der Tempel hat ein schönes, großes Tor und eine hohe Pagode, die über die Stadt blickt. Doch der Haupttempel ist wieder mal eingerüstet. 2017 ist im japanischen Baukreiskalender wohl das Jahr der Instandsetzung. Auch hier haben sich viele Frauen in Kimonos geworfen und machen Selfie-Spaziergänge. Irgendwann haben wir spitz gekriegt, dass diese malerische Tradition besonders unter chinesischen Touristen beliebt ist, die sich fürs Sightseeing verkleiden. Danach war es nur noch halb so zauberhaft. Schade allerdings, dass das unter den chinesischen Touristen am Kölner Dom nicht auch so beliebt ist. Die könnten sich als Tünnes & Schäl oder Dreijestirn verkleiden.
Die Straßen, die am Tempel beginnen, gehören zu den schönsten Altstadtgassen Japans. In den alten Holzhäusern verbergen sich teils schicke Restaurants und Ryokans, Töpferer, vor allem aber Snack- und Souvenir-Läden. Abends sind wir in einem schönen Udon-Restaurant eingekehrt. Für die Kunstfertigkeit lange, klebrige Nudeln mit Stäbchen von einem Teller in eine Schüssel zu heben hätten wir eigentlich ein Esssen-mit-Stäbchen-Abzeichen bekommen müssen.
Im benachbarten Viertel Gion geht es etwas geheimnisvoller zu, denn hier sind die Geishas. In den ruhigen Nebenstraßen gibt es traditionelle und sehr diskrete Teehäuser. Wir hätten sie gar nicht erkannt, wenn nicht hinter uns, tap tap tap, eine Geisha in vollem Ornat aufgetaucht und zielstrebig in einem unscheinbaren aber stilvollen Haus verschwunden wäre. Die Kunden, meist ältere Herren, kamen etwas zeitversetzt im Taxi an. Auch wenn sich Touristen in den Gassen herumdrücken und mit Kameras regelrecht auf die Lauer legen, wirkt es hier sehr japanisch und sehr verschlossen.