Die Tsingy de Bemaraha waren einer der Gründe für uns nach Madagaskar zu fahren. Der Besuch hat drei Tage in Anspruch genommen. Leonids Vierrad-Van war nicht gut genug, so dass wir einen neuen Fahrer mit einem noch vierrädrigerem Antrieb bekommen haben. Da der Fahrer kein Englisch sprach, hat man uns noch einen Führer obendrauf gegeben. Der sprach dafür umso mehr - auch Englisch.
Uns war im Vorhinein nicht klar, wie aufwendig der Weg zu den Tsingy werden sollte. Der Autowechsel war nicht überflüssig, denn es sollten acht Stunden auf einer buckligen Sandpiste folgen. Auf der Karte sah die „Route National 8“ als dicker, gelber Strich fast aus wie eine Autobahn. Tatsächlich war es eher eine Off-Road-Tour.
Die Landschaft war zu Beginn ein dichter Trockenwald mit dünnen Bäumchen, aus denen hin und wieder mächtige Baobabs aufragten. Die Piste war kaum breiter als ein Auto und zog sich schnurgerade durch den Wald. Fahrer Michele hat ordentlich Gas gegeben, um über das Waschbrett zu fliegen, aber es gab einfach zu viele Schlaglöcher und Hubbel und Senken und umgefallene Bäume.
Nach einer Ewigkeit sind wir am Tsiribihina-Fluss angekommen. Dort wurden die zahlreichen Jeeps (alles Touristen) auf rostige, alte Fähren gelotst. Gemächlich und unter ohrenbetäubendem Lärm sind wir einige Kilometer durch die flachen, mäandrierendem Schleifen des Tsiribihina getuckert.
Am anderen Ufer liegt der Ort Belo Sur Tsiribihina. Gemessen an der Einöde drum herum ist es eine Weltstadt. Immerhin gibt es mehrere Restaurants, asphaltierte Straßen und vermutlich sogar Strom „aus der Dose“. Hier haben sich die ganzen Jeeps zu einem Konvoi mit Begleitschutz der Polizei zusammengeschlossen. Denn vor einiger Zeit gab es wohl einen Raubüberfall auf einen Jeep. Wegen der endlosen Staubfahnen auf der Piste haben die Fahrer aber so viel Abstand gehalten, dass wir weder unseren Vorder- noch Hintermann sehen konnten.
In diesem Abschnitt liegt eine Savannen-Landschaft, die auch auf dem afrikanischen Festland liegen könnte. Jeden Moment möchte man eine Giraffe oder ein Zebra hinter einem Baum herkommen sehen. Doch die Fauna hat hier nichts größeres zu bieten als die Schweine der bettelarmen Dörfchen, durch die die RN8 verläuft.
Vom Lärm der Autos wurden alle Kinder an die Straße gelockt, und das waren eine Menge. Wenn wir mal anhielten, waren wir gleich von einer Traube Kinder umringt, die sich vielleicht über etwas Abwechslung freuten, vor allem aber Bonbons und Plastikflaschen haben wollten. Während tagsüber die meisten Erwachsenen irgendwo auf den Feldern unterwegs sind, wirken die Dörfer als seien sie nur von Kindern bewohnt.
Nach einer weiteren, noch rappeligeren Ewigkeit, sind wir wieder an einen Fluss gekommen, den wir auf dieselbe Art überquerten. Am anderen Ufer lag endlich Bekopaka, der Eingangsort zum Tsingy Naturerbe und Nationalpark.
Es dämmerte schon, als wir im „Grand Hotel de Tsingy“ unseren Bungalow bezogen haben. Der Name ist etwas irreführend. Aber eine Tagesreise von so ziemlich allem entfernt haben sie hier mit viel Mühe eine nette Oase geschaffen.